30 Bio-Betriebe in der Schweiz, Deutschland, Österreich und Liechtenstein steigern Bodenfruchtbarkeit deutlich – Abschlussbericht präsentiert Ergebnisse und Wirkung

Der Bodenfruchtbarkeitsfonds (BFF) der Bio-Stiftung Schweiz präsentiert nach sieben Jahren Pilotphase seinen Abschlussbericht – und zieht eine durchweg positive Bilanz: Die Böden haben sich hinsichtlich Bodenstruktur, Krümeltiefe und Humusgehalt messbar verbessert. In vier Ländern konnte gezeigt werden, dass fruchtbare Böden innerhalb kurzer Zeit wiederaufgebaut werden können, wenn Landwirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft zusammenwirken. Zusätzlich erreichte das Projekt Tausende Menschen durch Bildungsangebote, Hoftage und Publikationen und schuf ein neues, länderübergreifendes Netzwerk für lebendige Böden.

Hintergrund: Warum dieses Projekt entstand

Die Fruchtbarkeit der Böden nimmt weltweit ab – zuweilen auch im Biolandbau. Gleichzeitig gelten lebendige Böden als zentrale Grundlage für Ernährungssicherheit, Biodiversität und Klimaschutz. Vor diesem Hintergrund entwickelte die Bio-Stiftung Schweiz ab 2014 gemeinsam mit Fachleuten und Praxispartnern die Idee eines innovativen Fonds, der sowohl Forschungserkenntnisse aus der Praxis liefert als auch für Bäuerinnen und Bauern konkrete Freiräume für die Bodenentwicklung schafft.

2018 startete die Pilotphase I des Bodenfruchtbarkeitsfonds, später erweitert auf sieben Jahre. Entwickelt, geplant, begleitet und koordiniert wurde das Projekt von der Bio-Stiftung Schweiz, begleitet durch den Bodenexperten Dr. Ulrich Hampl und getragen von Betrieben in der Schweiz, Deutschland, Österreich und Liechtenstein.

Ergebnisse: Deutliche Verbesserung von Bodenstruktur und Humus

Die begleitenden Spatendiagnosen sowie Laboranalysen dokumentieren eine substanzielle Verbesserung der Böden auf allen Partnerbetrieben.

Krümeltiefe: +8 cm in neun Jahren

Die durchschnittliche Krümeltiefe – ein zentraler Indikator für Bodenaktivität und Strukturstabilität – hat sich von 2018 bis 2024 um fast acht Zentimeter vertieft.

Unterkrume überholt Oberkrume

Erstmals zeigen die Böden in der Unterkrume (15–30 cm) bessere Gefügebewertungen als in der Oberkrume (0-15 cm). Dies ist entscheidend für:

  • Durchwurzelbarkeit
  • Luft- und Wasserspeichervermögen
  • Widerstandskraft gegen Erosion und Extremwetter
  • Nährstoffverfügbarkeit

Humusaufbau: +10,5 % in vier Jahren

Auf Basis der GPS-referenzierten Bodenanalysen von 2020 und 2024 konnte der durchschnittliche Humusgehalt von 3,52 % auf 3,89 % gesteigert werden. Diese relative Zunahme von 10,5 % übertrifft das international anerkannte „4-per-1000"-Ziel des Pariser Klimaabkommens um mehr als das Sechsfache.

Bessere Resilienz bei Extremwetter

Viele Partnerhöfe berichten in ihren Rechenschaftsberichten von:

  • deutlich verbesserter Wasserhaltefähigkeit
  • geringerer Verschlämmungsgefahr bei Starkregen
  • schnellerer Erholung nach Trockenperioden

Diese Beobachtungen decken sich mit den Messdaten der Spatendiagnosen.

Projektmethoden:
Lernen, Austausch, Freiräume

Der Bodenfruchtbarkeitsfonds setzte konsequent auf eine Kombination aus fachlicher Begleitung, methodischer Weiterentwicklung, finanziellen Freiräumen und sozialer Kooperation zwischen den Betrieben.

Bodenentwicklungsgespräche

Moderierte Gespräche auf den Höfen förderten kollektives Lernen, gegenseitige Beobachtung und gemeinsame Reflexion. Der Wunsch nach Austausch kam aus dem Kreis der Bauern selbst.

Hoftage, Fachtage und Bildung

  • Über 12'000 Besucherinnen und Besucher nahmen an Boden-Hoftagen teil.
  • Fachtage vermittelten praktische Methoden wie Bodenlockerung, Gründüngung und Kompostqualität.
  • Ein Werkzeugkoffer für Bodenpädagogik wurde entwickelt – anwendbar auch für Schulklassen.
  • Zehn Menschen absolvierten die Basisausbildung zu «Bodenbotschaftern».

Gesellschaftliche Wirkung und Öffentlichkeitsarbeit

Der BFF schuf ein neues Bewusstsein für Bodenfruchtbarkeit als gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Das Projekt wirkte weit über die beteiligten Betriebe hinaus:

  • Zahlreiche Medienbeiträge in Print, Online und Filmen
  • Publikationen und Fachartikel
  • Das Magazin des Bodenfruchtbarkeitsfonds
  • Kulturprojekte wie das «Ackerkonzert» und die malerischen Hofporträts

Das länderübergreifende Netzwerk aus Betrieben, Beraterinnen und Berater, Stiftungen, Botschafterinnen und Botschafter sowie Unternehmen wurde zu einem zentralen Erfolgsfaktor.

Kooperationen: Klimaschutz und Gemeinwohlleistungen

Zusammenarbeit mit myclimate Schweiz

Dank präziser Humusmessungen konnte die CO₂-Bindung der beteiligten Höfe berechnet und als Verified Emission Reductions (VERs) verkauft werden. Dies öffnete neue Finanzierungswege über Klimaschutzspenden.

Zusammenarbeit mit Regionalwert Leistungen GmbH

19 Betriebe nutzten «Richtig Rechnen», ein Instrument, das ökologische und soziale Gemeinwohlleistungen sichtbar und buchhalterisch erfassbar macht – ein wichtiger Beitrag zur Debatte, um zukünftige Agrarfördermodelle zu gestalten.

Zitate

Mathias Forster, Geschäftsführer der Bio-Stiftung Schweiz:
«Die Ergebnisse zeigen: Bodenfruchtbarkeit ist nicht nur ein
erstrebenswertes Ideal, sondern messbar aufbaubar – und das in relativ kurzer Zeit. Das Projekt hat nicht nur Böden verändert, sondern auch Menschen, Betriebe und Regionen miteinander verbunden. Es zeigte sich deutlich: Bodenentwicklung ist Bewusstseinsbildung!»

Partnerhof Hofgemeinschaft Heggelbach, Florian Reyer:
«Wir sehen beim Blick in den Boden Veränderung und Verbesserung der Krümelstruktur, auch in sehr kurzer Zeit waren hier deutliche Verbesserungen sichtbar – bei der grossen Trockenheit haben unsere Bestände länger durchgehalten. Wir sehen auch, dass die intensive gedankliche Auseinandersetzung und der Austausch mit Kollegen auch im Rahmen des BFF den Umgang mit dem Boden verändert.»

myclimate Schweiz, Ian Rothwell:
«
Mit einem ausgereiften Projektsetup, regelmässigen Vor-Ort-Beratungen und starken Partnerschaften lassen sich Klimaschutzprojekte umsetzen, die messbare CO2-Senken in der Landwirtschaft aufbauen.»

Ausblick

Der Abschlussbericht macht deutlich: Der Aufbau lebendiger Böden ist möglich, reproduzierbar und skalierbar. Die Bio-Stiftung Schweiz empfiehlt, die Erfahrungen des Fonds in künftige Programme und Politiken einzubeziehen und:

  • Freiräume für Bodenverbesserungsprojekte stärker zu fördern.
  • Wissenstransfer und Weiterbildung auszubauen.
  • Gemeinwohlleistungen in der Landwirtschaft sichtbarer, messbar und somit förderfähig zu machen. Der Leistungsrechner der Regionalwert Leistungen GmbH hat sich dabei als das beste, praxistauglichste und fortschrittlichste Werkzeug herausgestellt.
  • die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Forschung und Gesellschaft zu intensivieren

Lebendige Böden sind eine wesentliche Voraussetzung für Ernährungssicherheit, Biodiversität und Klimaschutz – und ihre Entwicklung sollte gesamtgesellschaftlich unterstützt werden.

Service für Medien

Download Pressemitteilung (Textdatei)

Bildmaterial:

Foto Mathias Forster 

Foto Dr. Ulrich Hampl 

Kontakt:
Bio-Stiftung Schweiz
Bordeaux-Strasse 5
CH–4053 Basel

Mathias Forster
Geschäftsführer
m.forster@bio-stiftung.ch
+41 61 515 68 30

www.bodenfruchtbarkeit.bio
www.bio-stiftung.ch

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