„Ich möchte als Mama einen Hof bewirtschaften, ganz selbstverständlich – so wie es Papas auch machen, nur halt eben mit dem Kind dabei.“

Manuela Just ist Co-Leiterin der biodynamische Ausbildung in der Schweiz, Bauernhofpädagogin, Erlebnispädagogin, Bäuerin und Mutter.

Also in meinem Leben als Jungbäuerin – da hat es zwei Fragezeichen drin: Bin ich mit meinen 38 Jahren noch jung? Naja, so fühle ich mich auf jeden Fall. Und die Ausbildung zur biodynamischen Bäuerin habe ich ja erst letztes Jahr abgeschlossen. Also gelte ich wohl als «Jungbäuerin».

Hmm, da gibt es noch etwas. Ich arbeitete in den letzten anderthalb Jahren nicht als Landwirtin. Ich war schwanger und gebar einen Sohn, der diesen März neun Monate alt wird. Also noch nicht wieder im Beruf eingestiegen, doch im Herzen bin ich Bäuerin. Und mein Wunsch ist es, so zu bauern, dass es sich «ganz» anfühlt. So zu bauern, dass es weich ist und fliesst. Es gibt doch bestimmt eine andere Form als dieses murksen und ruechen. Landwirtschaft neu erfinden, das möchte ich. Eine neue weibliche Landwirtschaft. Eine Landwirtschaft, bei der Kinder mit dabei sind. Genau. Ich möchte als Mama einen Hof bewirtschaften, ganz selbstverständlich – so wie es Papas auch machen, nur halt eben mit dem Kind dabei. Am liebsten mit vielen Frauen, die alle Teilzeit arbeiten. Mich nimmt es nämlich Wunder, wie wir Frauen es machen würden. Rein von der körperlichen Kraft her müssten wir uns ja einige Dinge anders einrichten. Ein gutes Pensum wären 60%, denke ich, damit die Freude an der Arbeit und die Sorgfalt erhalten bleiben.

Für mich ist Landwirtin bzw. Bäuerin – Bäuerin gefällt mir besser – zu sein eine Lebenseinstellung und untrennbar mit meinem Privatleben verbunden. Ich möchte auf dem Hof wohnen, das Bauern in mein Leben integrieren und mein Privatleben ins Bauern. Genau, sonst fühlt es sich abgetrennt an. Die Kinder ins Leben integrieren, das ist meine Vision.

Ein bisschen mache ich das ja schon. Ich arbeite als Tierschutzlehrerin und nehme meinen Sohn Juri mit auf Schulbesuche zum Thema Nutz- und Wildtiere. Das geht gut. Juri und die Schüler und Schülerinnen freuen sich über die Abwechslung. Nun möchte ich ihn auch noch in mein Leben als Bäuerin integrieren. Das fällt mir schwerer. Als Tierschutzlehrerin bin ich autonom unterwegs und weiss, dass ich das, was ich tue, gut kann.

Beim Bauern sieht das etwas anders aus … Da bin ich nicht so selbstbewusst. Ich bin oft nicht so schnell wie meine KollegInnen. Jaja, für die Ruhe, die ich ausstrahle, bekomme ich viele Komplimente. Aber eben, etwas Tempo sollte dann schon sein – das erwarte zumindest ich von mir. Ob das mit Juri auf dem Rücken anders wird? Ob ich da auch innerlich ruhiger bin?

Die 55-Stundenwoche empfinde ich als Knechtschaft, zehn Stunden am Tag leisten zu müssen, das ist aus meiner Sicht nicht menschengerecht. Die Bauernlehre hat mich hart gemacht. Nun erobere ich mir langsam meine weiche, meine weibliche Seite zurück. Ob ich die behalten kann, wenn ich wieder als Bäuerin arbeite? Es wird sich zeigen. Bald beginne ich auf einem Hof, 40%. Ich freue mich – habe die Tiere und den Stallgeruch vermisst. Juri nehme ich mit. Das ist der Plan. Juri dabei zu haben hilft mir, weich zu bleiben. Ich bin gespannt, ob mich das näher an mein Bild einer weiblichen Landwirtschaft bringt … Und ob ich es schaffe, für diese Idee einzustehen.

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