Die Bio-Stiftung Schweiz hat ein neues Erscheinungsbild – und viele neue Themen!

Themen in dieser Ausgabe sind unter anderem:

  • Die Kunst und die Bio-Stiftung – Mit Kunst die Resilienzkräfte stärken
  • Synthetische Pestizide – ein Rückblick
  • Im Gespräch: Welt- und Menschenbilder in der Krise
  • Ein Portrait: Hof Stadler

Vorwort

Das Erscheinungsbild unseres Magazins ist, wie Sie sehen, ein anderes geworden. Wir hoffen es gefällt Euch so gut wie uns. Es ist ab dieser Ausgabe auch nicht mehr das Magazin des Bodenfruchtbarkeitsfonds, sondern das Magazin der Bio-Stiftung Schweiz. Warum haben wir uns zu diesem Schritt entschieden? Die Bio-Stiftung entwickelt sich weiter und das ist schön. Und wenn sich etwas weiterentwickelt und wächst, so braucht es manchmal neue Kleider. Das ist der Grund. In unserem Magazin informieren wir über unsere Tätigkeiten und über Themen, die wir für wichtig halten. Und die sind auch vielfältiger geworden. Zum Beispiel haben wir uns in den letzten zwei Jahren nicht nur für die Entwicklung des Bodenfruchtbarkeitsfonds eingesetzt, sondern uns auch sehr intensiv für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide engagiert und auch darüber regelmässig berichtet. Ausserdem sind einige Fonds innerhalb der Stiftung entstanden, über die wir in Zukunft auch regelmässig berichten wollen.

Aber der Bodenfruchtbarkeitsfonds bleibt bis auf weiteres unser grösstes Projekt, das sich sehr schön entwickelt, und es wird daher auch in Zukunft viel darüber zu berichten geben. In der vorliegenden Ausgabe portraitieren wir wieder einen unserer Partnerhöfe, diesmal den Hof Stadler in Oberösterreich. Diese regelmässigen Hofportraits werden auch weiterhin ein wichtiger Bestandteil unseres Magazins bleiben, weil wir meinen, dass die Wertschätzung von Bäuerinnen und Bauern nur über ein persönliches Wahrnehmen und Kennenlernen ihrer für uns alle so wichtigen Arbeit möglich ist. Dabei ist es uns besonders wichtig, dass wir die Einzigartigkeit und Individualität jedes Betriebs aufleuchten lassen können, sodass die Leistungen und auch die Schönheit sichtbar werden können. Denn meistens ist es so, dass man das, was man kennt und liebt, auch besonders schützt und wertschätzt.

Wir berichten in dieser Ausgabe auch von einer Veranstaltungsreihe, die wir zusammen mit der Bodenallianz Pfaffenhofen durchgeführt haben, und wo es gelungen ist, konventionell wirtschaftende Bauern, Biobauern und verschiedene Experten miteinander ins Gespräch zu bringen. Diese Erfahrung hat wieder einmal gezeigt, wie konstruktiv und fruchtbar es werden kann, wenn Menschen sich gegenseitig aufmerksam zuhören und sich darum bemühen, zusammenzuarbeiten, anstatt sich zu streiten.

Je mehr wir uns in die Themen Landwirtschaft und Ernährung einarbeiten, umso deutlicher wird uns, dass wir ein tieferes Verständnis der Zusammenhänge in diesen komplexen Themenbereichen brauchen, wenn wir wirklich nachhaltig etwas ändern wollen. Und uns wird auch immer deutlicher, dass eine Sichtweise und Praxis, die in der Industrie, das heisst in der Produktion von unbelebten Objekten, ihre volle Berechtigung hat, nicht eins zu eins auf Bereiche des Lebendigen wie zum Beispiel die Landwirtschaft oder unsere Lebensmittelsysteme übertragen werden darf. Das bedeutet natürlich nicht, dass man in der Landwirtschaft auf den Einsatz von Maschinen verzichten sollte, sondern es bedeutet, dass wir unser Verhältnis zu den Maschinen, zu der Natur und zu uns selbst neu bestimmen sollten. Es bedeutet zu verstehen, dass ein Landwirtschaftsbetrieb keine Maschine ist und es auch nicht sein sollte und auch nie sein wird.

Oftmals werden auch die komplexen Wechselwirkungen zwischen unserem Umgang mit der Natur und verstärkt auftretenden Gesundheitsproblemen bei Menschen nicht im Zusammenhang gesehen – leider. Systemisches Denken bemüht sich darum, sich den Schritt in die Komplexität dieser Zusammenhänge zu erarbeiten und damit die Voraussetzungen dafür, dass wir lernen können, wie wir dem Leben, sei es in der Natur, bei den Tieren oder bei uns Menschen und seiner Würde wieder besser gerecht werden können.
In unserem Bodenfruchtbarkeitsfonds haben wir von Anfang an viel Wert darauf gelegt, dass für die Bäuerinnen und Bauern Freiräume entstehen, aus denen heraus sie sich in Würde, Freiheit, Selbstbestimmung und Verantwortung um ihre Böden kümmern können. Wir sind zutiefst davon überzeugt, dass die notwendige Transformation der Landwirtschaft und unserer Lebensmittelsysteme sowie anderer wichtiger Bereiche unserer Gesellschaft nur auf dem kulturellen Boden einer  offenen und freien Gesellschaft gelingen kann, in der möglichst viele mitdenken und Mitverantwortung übernehmen.

In der Coronakrise zeigen sich allerdings Tendenzen, durch welche die freie und offene Gesellschaft und auch die Selbstbestimmung und Würde des Menschen im Kern bedroht und angegriffen wird. Deshalb geht uns diese Krise genauso etwas an, wie jeden anderen Menschen und wir sollten diese Diskussion nicht nur den Politikern und einzelnen Wissenschaftlern überlassen, denn es geht um das Leben von uns allen und auch um die Errungenschaften der Kultur und des Rechts. Wir halten es daher für wichtig, dass wir uns in dieser krisenhaften Zeit in Dankbarkeit und Respekt auf das kostbare Erbe unserer Vorfahren besinnen, denen wir die geistigen, kulturellen und auch rechtlichen Grundlagen unserer offenen demokratischen Gesellschaft zu verdanken haben. Worauf beruht eigentlich unser Verständnis von Freiheit, Würde, Selbstbestimmung und Demokratie und was bedeutet das zum Beispiel im Hinblick auf das Verhältnis zwischen Staat und Bürgern, auch in der Corona-, der Klima- und der Sozialen Krise? Diese Fragen besprechen wir mit Prof. Dr. Michael Esfeld. Wir wollen mit diesem Gespräch dazu beitragen, dass die drohende Spaltung der Gesellschaft verhindert werden kann oder Gräben überwunden werden können und wir wieder zu einem  friedlicheren Zusammenleben finden können. Doch das wird uns nicht geschenkt werden. Da ist jeder Mensch direkt angesprochen und gefragt. Der Komplexität der Welt und unseres menschlichen Seins können wir nicht ausweichen, sondern müssen uns ihr stellen. Dann können wir ganzheitliche Lösungsansätze für die vielfältigen Krisen entwickeln und umsetzen, für die wir selbst verantwortlich sind und für deren Lösung wir daher auch die Verantwortung übernehmen sollten. Als Bio-Stiftung ist es Teil unseres Selbstverständnisses und des statutarischen Auftrags, hier auch unseren Beitrag zu leisten, denn wir wollen Brücke sein, Verantwortung tragen und Zukunft gestalten.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen und Euch viel Freude beim Lesen unseres neuen Magazins, ein besinnliches Weihnachtsfest und einen kraftvollen und klaren Start ins neue Jahr!

Mit herzlichem Gruss
Mathias Forster

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